AUSSTELLUNG E S C 2 0 2 3

der Eurovision Songcontest 2023

eine dings-BETRACHTUNG

© hape dings im Mai 2023
Der Event ist gelaufen, Sieger und Verlierer stehen fest, zumindest im Ergebnis der Abstimmung an diesem Tag. Wie empfinde ich das Ergebnis als Künstler, der jeden einzelnen Song in die Bilder verwandelt hat, die beim Zuhören spontan und nach intensiver Auseinandersetzung in meinem Kopf entstanden sind? Mit gemischten Gefühlen, wie wohl jeder – denn jeder erlebt Musik anders, entwickelt individuelle Assoziationen. Aber einige sehr positive Merkmale stehen zunächst einmal im Vordergrund des Empfindens. Da wäre die wichtigste, längst bekannte Erkenntnnis, dass Musik verbindet über Grenzen, Nationalitäten, Idiologien und Ethnien hinweg. Das hat der ESC 2023 wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis getellt. Ein weiteres Merkmal das sich erneut bestätigt hat ist, dass trotz hartem Wettbewerb fair miteinander umgegangen und über gegenseitigen Respekt hinaus auch freundschaftlicher Umgang gelebt wird. In einem Wettbewerb muss es ja einen Sieger geben und wo es Sieger gibt, sind auch Verlierer. Aber sind sie das wirklich? Nein sind sie nicht, alle sind Gewinner; denn sie haben alle ihr Bestes gegeben, haben alle professionell und toll performt. Und noch ein Merkmal hat sich bezeichnend bestätigt, auch wenn der Siegersong schon vorher mit Abstand als solcher prognostiziert war: Musik ist in der Bewertung ob sie ankommt oder nicht unberechenbar. Eine Feststellung, die alle Musikschaffenden beflügeln sollte, das Ziel einmal am ESC teilnehmen zu wollen, nicht aus den Augen zu lassen. Denn wieder einmal zeigt sich bei Analyse der Ergebnisse, dass die Fachleute in den Jurys wie meistens mit ihren Beurteilungen völlig daneben liegen. Das soll keine Kritik sein, so ist es einfach - und es ist gut so. Zunächst aber zum wieder einmal für manchen enttäuschenden Abschneiden des deutschen Beitrages. Kommt der letzte Platz wirklich so unerwartet? Für mich nicht. Ich bin kein Metal-Fan, hätte aber Lord of the Lost im oberen Drittel platziert als Dank dafür, dass sie perfekt und super abgeliefert haben und natürlich aus patriotischen Gründen (das ist normal und legitim gedacht). Aber man muss die Realität akzeptieren. Es war schon überraschend, dass der Song eines eigentlich nicht zum ESC-Gefüge passenden Genres die nationale Ausscheidung gewonnen hatte. In den Jurys sitzen bekanntermaßen keine Metal-Anhänger. Demzufolge nur 4 Punkte. Auf das Publikum zu hoffen war gewagt, denn es gehört wohl nicht zu den Gepflogenheiten eines Metal-Fans, sich den ESC anzuschauen. Die rocken die Samstagnacht lieber woanders und warten auf das nächste geile Konzert ihrer Band, die da ebenso Iron Maiden heißen kann, wie Lord of the Lost. Und dort geht dann wieder die Post ab, ESC hin oder her. Als CAA-Künstler, der Musik sichtbar machen möchte, habe ich mich über Wochen tagein, tagaus mit jedem Song intensiv beschäftigt. Zunächst nur oberflächlich, denn zum Ermitteln der Schlüsseldaten für einen Durchlauf des Songs durch mein System setze ich nur auf die Eindrücke, die Melodie und Text, auch unverstanden, in mir wecken. Bietet das System eine oder manchmal auch mehrere Grafiken an prüfe ich, ob das Ergebnis brauchbar ist und dem im Kopf entstandenen Bild entspricht. Es erfolgen so lange Durchläufe, bis eine akzeptable farbINDIMU-Grafik vorliegt. Für die Weiterverarbeitung zur songINDIMU-Grafik ist dann eine intensive Auseinandersetzung vor allem mit dem Text erforderlich. Dazu bedarf es einer möglichst sinnorientierten Übersetzung. Zusätzlich wird mehr Hintergrund zum Song, den Autoren und Interpreten recherchiert. Mit all diesen Informationen stellt sich dann mit deutlich unterschiedlichen Zeitabläufen in meinem Kopfkino ein reproduzierbares Bild ein, dass ich dann möglichst detailgetreu in die farbINDIMU-Grafik integriere. Dieser Prozess gelingt manchmal gut und schnell. Es kommt aber auch vor, dass sich nur schwer ein Spannungsbogen zwischen Song und mir aufbaut. Darum kann es mitunter 4-6 Wochen dauern, bis ein wirklich befriedigendes Ergebnis entstanden ist. Nun zu meinen Erfahrungen bei der Gestaltung der INDIMU-Grafiken für die 37 Songs des ESC 2023 im Verhältnis zum Ergebnis des Wettbewerbs. Deutlich zeigt sich, dass ich mit meinen Empfindungen eher im Einklang bin mit dem Publikum als mit den Jurys. Das heißt, zu Songs, die beim Publikum ankommen, finde auch ich meist einen schnellen Zugang. Mit einer Ausnahme, Songs mit besonderer Themenlastigkeit bewegen mich stärker und lassen sich für mich leichter berarbeiten. Schweiz und Kroatien mit dem Kriegsbezug, sowie Albanien und Polen mit dem Beziehungshintergrund sind dafür gute Beispiele. Nach Intensität meines Eindruckes und der Leichtigkeit der Verarbeitung müssten diese Songs viel weiter vorne stehen. Das gilt auch für den Song für Österreich, der mir schnell und viele, manchmal sogar zu viele Elemente ins Kopfbild gebracht hat. Von daher hätte er aus meiner Intension einen Platz unter den ersten 10 verdient. Was auch absolut machbar schien, schaut man sich das Ergebnis des Semifinales an. Da hatte der Song die zweitbeste Bewertung erzielt. Warum sich das Publikum 2 Tage später dann derart stark zurückhielt ist mir ein Rätsel. Die Songs auf den ersten 10 Plätzen konnten schnell eine Verbindung zu mir herstellen und es fiel mir leicht krativ zu werden. Mit einer Ausnahme: Loreen ist eine ausgezeichnete Künstlerin, hat bestens performt und darum einen Spitzenplatz verdient. Allerdings war meine Arbeit mit dem Song eine der schwersten von allen. Erst im vierten Durchlauf ergab sich ein für mich akzeptables farbINDIMU. Auch für die Erstellung der songINDIMU-Grafik waren mehrere Anläufe erforderlich. Allerdings gab es dieses Problem schon einmal vor zwei Jahren bei der Erstellung der farbINDIMU-Grafik für Loreen´s ersten Siegertitel Euphoria. Unterschiede zu den Bewertungen des Publikums hatte ich auch bei einigen der Songs, die das Semifinale nicht überstanden. So hatte ich sehr schnell eine kreative Verbindung zu den Songs von Island, Niederlande, Malta und San Marino. Alles in allem war es für mich eine sehr interessante Erfahrung. Die Hauptbedenken, nicht alle Songs in der wenigen Zeit bearbeiten zu können, haben sich nicht bestätigt. Es geht, also möchte ich mich auch im nächtsten Jahr wieder den ESC-Songs annehmen. Denn die Arbeit für den ESC 2023 hat viel Spass gemacht - sie ist auch noch nicht zu Ende. Abschließend möchte ich zum Lord of the Lost-Song Blood & Glitter noch feststellen, dass ich zwar erst nach dreimaligem Hören Zugang zum Song fand, aber schon das Ergebnis des ersten Durchlaufs für eine farbINDIMU-Grafik meinen Vorstellungen entsprach. Die Weiterverabeitung dann zur songINDIMU-Grafik war schnell im Kopf und ging mir mit Leichtigkeit von der Hand. Einer der Songs, der mich auch immer wieder zu Varianten inspiriert hat. Nicht nur darum möchte ich einen ganz besonderer Dank an die Band richten: Danke Jungs, ihr habt uns toll und absolut ehrenvoll vertreten. Ich bin stolz auf euch!
hape dings